„Achtet aufeinander, achtet auf euch selbst!“

Veröffentlicht: 23. Mai 2019  | Tags: Allgemein, Orthopädie/Unfall- & Wiederherstellungschirurgie

Wie fühlt es sich an im Rettungswagen zu liegen? Was passiert im Schockraum? Wie geht das Leben nach einem schweren Unfall weiter? Die Konsequenzen von Unachtsamkeit, Alkohol und Drogen haben 25 Schülerinnen und Schüler beim ersten Unfallpräventionstag am Würzburger Juliusspital hautnah erlebt. 

Prävention für clevere Entscheidungen

Ziel des sogenannten P.A.R.T.Y.-Programms: Jugendliche im Alter von 15-18 Jahren auf gefährliche Situationen und deren Folgen aufmerksam machen. Damit sie clevere Entscheidungen treffen und tragische Unfälle gar nicht erst passieren.

Organisator Dr. Daniel Gerold, Facharzt in der Unfallchirurgie im Juliusspital, stimmt die Jungs und Mädchen auf den Tag ein: Ein realistisches Unfall-Video zeigt die gravierenden Folgen vom schnellen Blick aufs Handy. Betretenes Schweigen.

Rainer Hellmann von der Polizei Würzburg Stadt thematisiert im Anschluss die größten Gefahren im Straßenverkehr: Handy, Alkohol, fahren ohne Helm – aber auch K.O.-Tropfen sind ein Thema. Sein Appell: „Achtet aufeinander – achtet auf euch selbst!“.

Intensive Einblicke

Mit diesen Eindrücken im Kopf durchlaufen die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Stationen eines Unfallopfers. Draußen wartet der Rettungswagen. Hier geht’s nicht nur ums anschauen. Die Jungs und Mädchen erleben wie es sich anfühlt auf der Liege zu liegen und am Spineboard festgeschnallt zu sein. Nur noch die Augen bewegen sich. Die Rettungsassistenten erklären die Abläufe und den Inhalt des schweren Rucksacks. Infos zum Berufsbild gibt’s auch.

In der Zentralen Notaufnahme erklären Chefärztin Dr. med. Elisabeth Bösl und der Pflegerische Leiter Tobias Niederhammer, wie die Erstversorgung im Schockraum abläuft. „Wenn ihr hier mit schweren Verletzungen ankommt, sind fast so viele Leute im Raum, wie jetzt auch.“

Jeder hat dabei seine Aufgabe, jede Sekunde zählt. „Wir sind hier auf alles vorbereitet, aber am liebsten ist es uns, wenn ihr wie jetzt auf zwei Beinen hier raus lauft“, so Niederhammer.

Der Weg zurück ins Leben

Auf der Intensivstation wird die Betroffenheit spürbar. Kaum Privatsphäre, viele Geräte und Schläuche. Auf dem Weg zurück ins Leben spielt auch Angst eine Rolle. Nicht nur die Schicksale der Patienten interessieren die Jugendlichen, auch wie Ärzte und Pfleger mit solchen Situationen umgehen. „Der Tod gehört zu diesem Beruf dazu. Aber unser Ziel ist es, die Patienten fit für die Normalstation zu machen“, erklärt Oberarzt Dr. med. Karl-Werner Lorenz.

Dort geht es für die Schülerinnen und Schüler weiter. Ein verunfallter Radfahrer berichtet über die Schmerzen, die Zeit nach der OP und seine gelernte Lektion: „Nie mehr ohne Helm!“. Nächste Station: Physiotherapie. Die Jugendlichen bekommen einen Eindruck, wie es sich anfühlt, nicht mehr selbst gehen zu können und wie mühsam es sein kann, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Der berührendste Moment kommt zum Schluss. Die Schülerinnen und Schüler lernen einen jungen Mann kennen, der auch zwei Jahre nach seinem schweren Motoradunfall darum kämpft, in sein früheres Leben zurückzukehren. Ein Schicksal, das niemand im Raum erleiden möchte.

Mit dieser Begegnung geht ein eindrucksvoller Tag für die Schülerinnen und Schüler zu Ende. Was bleibt? Viele bewegende Einblicke, die künftig vielleicht den Griff zum Helm erleichtern oder das Geld für das Taxi wert sind - und hoffentlich lange nachwirken.


Was ist das P.A.R.T.Y-Programm?
Das Präventionsprogramm „P.A.R.T.Y.“ (Prävention, Alkohol, Risiko, Trauma, Youth) wurde von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) für Deutschland entwickelt. Die Grundidee kommt aus Kanada. Es geht dabei um die Interaktion zwischen der Unfallklinik, Jugendlichen und Patienten – ganz nah und direkt im Krankenhaus. Das Programm ging in den letzten 25 Jahren um die Welt. Nun ist es auch in Würzburg angekommen.


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Wie fühlt es sich an im Rettungswagen zu liegen?
Viele Geräte, kaum Privatsphäre: Auf der Intensivstation wird die Betroffenheit der Jugendlichen spürbar. Oberarzt Dr. med. Karl-Werner Lorenz erklärt, wie sich Ärzte und Pflegekräfte hier um die Patienten kümmern.
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